Die Geschichte der Familie Welfonder

Wappen der Familie Welfonder

Der Ursprung des Namens Welfonder liegt im Niederrheingebiet. Der Name setzt sich aus zwei Begriffen zusammen:

well“ = Quelle oder kleiner Fluss
fonder“ = Weg über einen Bach

Die Entstehung des Familienwappens ist bis heute nicht bekannt. Die Pflugschar deutet auf eine bäuerliche Herkunft hin, der Harnisch und die Zinnen stehen für Wehrhaftigkeit. Der Schwan, ein Symbol des Protestantismus, weist auf eine Zeit nach Martin Luther (ca. 1500) hin.

Der erste Hinweis auf den Namen Welfonder findet sich in einer Urkunde vom 17.10.1329. Darin heißt es:

„Edelbrecht, Sohn von Santen, verkauft mit Vollmacht seiner Mutter Neese, seiner Frau Hadewig und seiner Erben Arn, Otte, Dietr. und Nesa dem Edelherrn Dietrich von Moers den Meulenbroichshof und den Zehnten zu Neukirchen nebst anderen Lehngütern (dem langen Acker in der Averdunk, Arn. in dem Busche und Sander von Walevonderen mit den Lehngütern, einem Speicher auf dem Kirchhof zu Neukirchen und seinen Manngeldern von der Herrschaft Moers).“

Bis ins 18. Jahrhundert wurden vor allem Vornamen verwendet. Nachnamen dienten häufig der Bezeichnung von Berufen (z. B. Müller, Böttcher) oder verwiesen auf den bewirtschafteten Hof. So nannten sich Familien Welfonder, wenn sie den gleichnamigen Hof bewirtschafteten oder dieser in ihrem Besitz war. Es galt:
„Name vergeht, Hofname besteht.“

Danach erscheint der Name erst wieder im Jahr 1616. Zu dieser Zeit war der Hof „den Frauen zu St. Marien in Köln“ lehensplichtig. Dies geht aus einer Urbare (Abrechnung) aus dem Jahr 1616 hervor, in der die Abgaben auf Grundlage der Hofgröße berechnet wurden. Damals war ein Diederich Walfunderen abgabepflichtig.

Um 1650 übernahm Claß Bullhorst mit seiner Frau Ryk Pellerseel den Welfonder-Hof und nannte sich fortan Welfonder. Die ersten vier Kinder trugen noch den Namen Bullhorst, die folgenden fünf wurden als Welfonder eingetragen. In den Kirchenbüchern für Geburt, Heirat und Tod tauchten häufig beide Namen auf, was die Ahnenforschung erheblich erschwert.

Wappen der Familie Welfonder
Wappen der Familie Welfonder

Im Jahr 1668 ereignete sich etwas Außergewöhnliches:

Der Teufel spukte auf dem Hof der Welfonders.
Der damalige Pfarrer Fabricius (1658–1669 in Neukirchen) berichtete ausführlich über diesen Vorfall. Mit „wohl an die hundert Zeugen“, wie er betonte, dokumentierte er das Geschehen auf 23 Seiten unter dem Titel:
„Warhaftige Historie und Verhael des Teufels, unseres geschworenen Erbfeindes, gepflegt auf Classen Wellfonders Hoff im Kirspel Neukirchen in der Grafschaft Moers im Jahre 1668.“

Der Pfarrer Fabricius war der Sohn des berühmten Johann Fabricius van Leyden, der in Verbindung mit der Enddeckung der Sonnenflecken gebracht wird. Dieses geht aus einem regen Schriftwechsel mit dem Astronomen Johannes Kepler hervor.

Der Heimatdichter Hendrick Goldberg hielt diese Begebenheit 1929 in einem Theaterstück mit dem Namen "Wellfondersch Düwelschen" fest. Dieses Heimatspiel wurde in drei Akten und in niederrheinischer Mundart verfasst.

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Nach Claß Welfonder übernahm dessen ältester Sohn Jan Welfunder (1643–1702) den Hof. Mit seiner Frau Feycken Schmetz hatte er sechs Kinder. Zwei seiner Söhne, Tilman (1699) und Arndt (1701), wurden als Schützenkönige in der Königsliste von Neukirchen vermerkt.

Der Hof war erfolgreich, die Familie galt als wohlhabend und durfte sich Halbbauern nennen.

Tilman, der älteste Sohn von Claß, heiratete Aeltgen op der Specken. Das Paar hatte zwei Töchter, aber keinen Sohn als Nachfolger. Ihre Tochter Feycken Welfonder heiratete Gerhard Neerpasch. Sie hatten neun Kinder, von denen nur drei das Erwachsenenalter erreichten.

Feycken übernahm den Hof, und traditionsgemäß trugen alle Nachkommen den Namen Welfonder.

Der älteste Sohn Tilmann übernahm den Hof laut Kontrakt vom 23.05.1759. Feycken bestimmte, dass der Vertrag erst nach „Verfließung der fünf Meisterjahre“ in Kraft tritt. Tilmann war zweimal verheiratet: 1754 mit Metgen Paschen, 1768 mit Trintgen Plancken.

Durch Misswirtschaft geriet Tilmann in große Schulden. Am 15.08.1781 musste er den Hof für 7608 Taler gemeinen Geldes verkaufen. Er behielt einen kleinen Teil des Landes und errichtete für sich und seine große Familie die sogenannten Welfonders Kathen.

Der größte Teil des Hofes ging an die Familie Plöntges über, die sich fortan ebenfalls Welfonder nannte. Tilmann, der nur noch einen sogenannten Abspliss des Hofes besaß, wurde von da an Kleinwellfonder genannt.

Damit existierten fortan zwei Linien:

  • Welfonder
  • Kleinwellfonder

Die Schreibweise mit einem oder zwei „L“ war lange uneinheitlich. Erst ab 1798, mit der Einführung der Standesämter durch die Franzosen, wurde eine feste Schreibweise etabliert.

Die Familie lebte weiterhin im Raum Moers. Erst nach 1800 zerstreuten sich die Welfonders in Richtung Ruhrgebiet, etwa nach Duisburg, Mülheim an der Ruhr und Elberfeld.

Den weitesten Schritt machte Heinrich (Henry) Welfonder mit seiner Frau Luise Bresser und fünf Kindern. Sie wanderten nach Amerika aus und erreichten am 18.04.1898 mit der SS NUMIDIAN den Hafen von Halifax. Die Familie ließ sich in Detroit nieder.

Bis heute leben die meisten amerikanischen Wellfonder-Familien in der Region um Detroit und Los Angeles.